Komm mit!

 

Hallo ihr Lieben!

Kennt ihr das, dass man manchmal einfach vom Leben überholt zu werden scheint? - Mir ging es so: Mitte März waren Thomas und ich auf dem Camino Mozárabe unterwegs. Das waren Eindrücke ... unglaublich!

Was ich nach wie vor wirklich bedaure ist, dass wir vor der Semana Santa wieder nach Hause geflogen sind. Das war bei Thomas nicht anders zu machen, aber noch einmal wird uns das ganz bestimmt nicht passieren. Die Karwoche muss in Spanien und besonders in Andalusien unglaublich sein!

 

Wir kamen also zurück in unser "normales" Leben ... mit unseren lieben Leben ... Fragt nicht! Neiiin, ich will nicht jammern. Guut, manchmal möchte ich mir die Haare raufen, aber ich könnte dem Heiligen Jaköbchen unentwegt die Füße küssen dafür, dass ich mir die Haare raufen können darf. Wir nehmen so viele Dinge in unserem Leben als selbstverständlich, übersehen dabei ganz, wie kostbar sie sind, und - schwups! - regen wir uns unnötig auf. Ich denke, anders ist es besser: Wir müssen uns immer bewusst sein, dass nichts selbstverständlich und alles kostbar ist, auch wenn es mal hoch hergeht. Schwups! - rege ich mich dann zwar trotzdem unnötig auf, aaaber - und das ist der große Unterschied - ich bin dann auch noch dankbar dafür!

 Wir kamen also zurück und ich wuselte hier und regte mich da ein bisschen auf und dort ... Und dann guckte ich auf den Kalender und mir wurde heiß und kalt: Es waren nur noch wenige Wochen bis zu meinem nächsten Camino.

Dann kam alles so, wie es kommen musste: Ich kriegte eine fette Erkältung, meine Freundin, mit der ich den Weg gehen wollte, musste mir leider absagen und ... ich ließ den Flieger ohne mich in die Lüfte gehen. Natürlich war ich ein bisschen traurig, aber es hat einfach alles nicht gepasst. Mit viel Drücken und Schieben wäre es gegangen, aber ist es das, was ich wollte? Eigentlich nicht zu wollen und doch zu gehen? - Nein! Dafür sind mir meine Caminos einfach zu lieb - zu lieb und wertvoll, als dass ich mich gezwungenermaßen über sie quälen möchte.

 

Inzwischen sind noch zwei weitere Wochen ins Land gegangen, ich habe ein wunderschönes Wochenende mit Pilgerfreunden verbracht uuund .... Ja! Da war es! Dieses Wubbeln im Bauch, dieses Kribbeln in den Füßen, dieses im Kopf immer und immer wieder den Rucksack Packen, diese Unruhe, diese Aufregung, dieses Ichwilllos!

 

Gestern hat mich dann nichts mehr gehalten: Ich habe meinen Flug gebucht und morgen geht es schon los! Gut, das Hotelzimmer, das ich mir ausgesucht hatte, hat mir jemand rotzfrech vor der Nase weggebucht, aber gleich um die Ecke gibt es zwei Herbergen, die ich wegen meiner späten Ankunftszeit angeschrieben habe, ob sie mich doch noch aufnehmen. Eine von ihnen hat mir schier schneller geantwortet, als ich meine Mail draußen hatte: Ich soll mir keinen Kopf machen, man wartet auf mich, alles ist gut. Na, wenn das nicht ein gutes Omen ist! Mein Rucksack war schnell gepackt. Darin habe ich ja schon Übung! Meine Sachen sind alle soweit vorbereitet und irgendwie fühlt sich alles so ganz richtig und schön an!

Was ich besonders schön finde: Zwei liebe Pilgerfreundinnen von mir sitzen mit mir im gleichen Flieger und am Freitag im gleichen Bus. Sie bleiben noch einen Tag in Ferrol und starten erst am Samstag, aber sie können mir hinterherwinken. Ist das nicht schön?

 

Natürlich wird es auch über diesen Weg wieder einen Bauchfüßler geben. Vorbereitet ist er schon, jetzt muss ich nur noch ausprobieren, ob ich mich nicht womöglich selbst mit meinem Geschreibsel verlaufe.

Ich habe gelesen, dass Pilger, die in A Coruna starten, für ihren Weg  auch die Compostela bekommen, obwohl er keine 100 km lang ist (um diese Urkunde zu erhalten, müssen Pilger mit zwei Stempeln täglich nachweisen, dass sie die letzten 100 km zu Fuß oder 200 km mit dem Rad oder Pferd zurückgelegt haben). Richtig glauben tu ich das erst, wenn es mir im Pilgerbüro in Santiago bestätigt wird. Weil ich aber davon ausgehe, dass es stimmt, und in meinem Bauchfüßler beide Varianten beschreiben möchte, werde ich in Hospital de Bruma und kurz nachdem beide Caminos aufeinander treffen, nach A Coruna fahren und dort noch einmal starten.