4. Tag

 

 

Heute bin ich mit einer Schrecksekunde aufgewacht: Links und rechts von mir waren alle Betten schon verlassen und ich stand aufrecht in dem meinen ... was ziemlich blöde ist, wenn man unten schläft 😂

 

Aber das muss ja nun nicht daran gelegen haben, dass ich zu lange geschlafen hab. Vielleicht sind die anderen ja einfach nur zu früh aufgestanden ... was allerdings nicht ganz dumm ist, weil wir heute 1. eine lange Strecke vor uns haben und die uns 2. auf den höchsten Punkt und zweuthöchsten und dritthöchste nach .... Punkt des Caminos führt.

 

Schnell die Zähne geputzt und schon stapfe ich durch Betanzos und zähle die Bars, die alle noch geschlossen sind. Wenn die alle offen wären und ich in jeder nur einen Kaffee trinken würde, hätte ich nach einem Fünftel eine Koffeinverguftung! So aber muss ich mich komplett entkoffeiniert auf den Weg machen, knabberte  zwischendurch einen Apfel und ...

 

 

falle mit meinen Entzugserscheinungen in die Bar in Presedo ein , auf die ich mich schon seit den ersten Planungsschritten freue wie ein Honigkuchenpferd. Und ich habe nicht zu viel erwartet: Sie ist einfach nur schön!

 

Leider erfahren wir hier auch, dass die Herberge in Hospital der Bruna zumindest heute wegen "Schimmelbekämpfung" geschlossen ist. ... Hm. ... Denkt ihr jetzt das gleiche wie ich? Schimmelbekämpfung?  Hallo! Seit wann hat Schimmel sechs Beine?!

 

 

 

 

Aber mal ganz im Ernst: Wenn ich mit meiner Unterstellung richtig liege, finde ich es sehr viel angenehmer, dass man etwas gegen die Bettwanzen tut, als wenn man einfach versucht, sie durch Totschweigen zu überspielen. Das klappt nämlich ganz schlecht..1. hab ich noch nie gehört, dass etwas oder jemand wirklich vor lauter Schweigen das Zeitliche gesegnet hat und 2. funktioniert der Caminifunk ganz bestimmt in solchen Fällen auch hier hervorragendstens!

 

Die Dame in der Bar ist jedenfalls so nett und macht für unsere Herde Zimmer im der Herberge nächstgelegenen Hostel klar - das ist so nett!

 

 

 

Zunächst geht es noch gemach weiter, aber dann wird der Weg doch sehr ungemütlich. Immer wenn ich denke, dass das ja jetzt wohl oben sein muss, schütteln meine Aufzeichnungen ihre Buchstaben: Nein nein nein, so schnell geht es nicht, da kommt noch was. Und so geht es bis 3 km vor Hospital deBruma immer rauf, ein bisschen runter, noch mehr rauf .... Und je mehr ich schnaufe, desto windiger wird es, denn das Wetter schlägt langsam aber sicher um und schickt schon Mal die eine oder andere Böe voraus. Und als ich endlich ganz oben noch überlege, ob ich mir einen Busch suche, fängt es an zu regnen und ich breche Hals über Kopf auf, was ja nun eigentlich so gar keinen Sinn macht, denn nass werde ich ja trotzdem.

 

Es geht zwar bergab, aber nun habe ich starken Wind, Regen, noch etwas und obendrein mit jedem Schritt schwerer werdende Füße. Ich würde ja jetzt ein bisschen vor mich hin jammern, aber damit würde ich mir nur selbst auf die Nerven gehen und helfen könnte ich mir ja dich nicht. Manchmal gibt es einfach Dinge, durch die muss man durch.

Richtig doof wird es allerdings, als ich im Ort ankomme. Nun habe ich wohl ein Zimmer, aber keine Ahnung wo! Fragen kann ich auch  m niemanden, denn bei dem Wetter hält niemanden Mal eben einen Plausch mit Nachbars. Gucken kann ich auch nicht, weil sich mein Handy nur anschalten lässt, um sofort wieder auszugehen. Weil ich gerade so im Augen-zu-und-da-muss-ich-durch-Modus bin, latsche ich blöde Nuss auch noch an der Bar vorbei ... in der alle anderen drinsitzen und auf mich warten. Na klasse!

 

Als vor mir die Häuser von Hospital de Bruma wohl endgültig aufhören (die Streudörfer in Galicien sind wirklich tückisch, denn sie finden und finden kein Ende), stehe ich im wahrsten Sinne des Wortes wie ein begossener Pudel in der Gegend herum .... und müssen muss ich auch noch immer.

 

 

Ich halte das nächste Auto an und Frage nach dem Weg. Und was soll ich euch sagen: Die Senora ist voll lieb, lässt mich einsteigen und bringt mich in ihrem Wagen dorthin. Dabei erzählt sie mir, dass sie vor drei Jahren nach Finisterre gepilgert ist und das so schön fand. Und während wir plaudern und dabei ständig darüber lachen müssen, dass ich so wenig verstehe, gucke ich auf die Straße und würde ihr am liebsten die Füße küssen: Wenn ich das alles noch hätte laufen müssen, hätte ich es eben laufen müssen, aber Spass hätte es mir nicht gemacht. Ganz und gar nicht!

 

Aber nun bin ich ja da, die Heizung bollert und ich weiß auch schon, wann morgen die Busse nach A Coruna fahren. Die Haltestelle ist in Sichtweite und auf dem Klo war ich inzwischen auch.

 

Nur eins beißt mich: Morgen muss ich meine Herde verlassen. Hm.